Schulen lernen von Schulen - Zeitqualität

In diesem Workshop ging es am 11.12.09 im Allgemeinen um "Zeitqualität". Nach meiner Einschätzung versammelten sich circa 200 Teilnehmer im großen Kongresssaal zu dieser Veranstaltung. Es wurde versucht, den Teilnehmer die Zeitverteilung und -nutzung an Ganztagsschulen näher zu bringen. In diesem Zusammenhang sprach die Referentin über das Management und die Optimierung von Zeit an Schulen. Dies wurde an mehreren Schulbeispielen konkretisiert. Exemplarisch soll hier die Zeiteinteilung an der Ganztagsgrundschule "Auf den Heuen" veranschaulicht werden.
Dort liegt die Gestaltung des Tagesablaufes in Verantwortung fester Lerngruppenteams, die jeweils aus Lehrer/innen, Erzieher/innen und Sozialpädagog/innen zusammengesetzt sind. Ein Team plant und gestaltet gemeinsam für die Kinder jeweils zweier Lerngruppen den rhythmisierten Schultag. Auf diese Weise profitieren alle von der Zusammenarbeit der Schule mit der Hans-Wendt-Stiftung, einem freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Die Kinder der Jahrgänge sind täglich von 8-15 Uhr , die Kinder der Jahrgänge 3 und 4 täglich von 8-16 Uhr in der Schule. Nur freitags schließt die Schule für alle Kinder um 14 Uhr. "Auf den Heuen" besitzt eine Mittagspause von 2 Stunden Länge. In diesen zwei Stunden haben die Kinder Gelegenheit in der schuleigenen Mensa Mittag zu essen. In der restlichen Zeit können sie verbindliche Angebote wie freies Spiel auf dem Schulhof, Leseclubs, Kreativwerkstätten, sportlichen Aktivitäten, Musikkurse wahrnehmen.

Der Unterricht gestaltet sich ohne jeglichen Druck. Die Kinder arbeiten in Lerngruppen zusammen und alle pädagogischen Fachkräfte sind für eine Kindergruppe von maximal 8 Kindern zuständig. Das Ziel liegt darin, die persönliche und schulische Entwicklung jedes Kindes individuell zu begleiten und zu unterstützen. Einmal wöchentlich reflektieren die Lehrkräfte gemeinsam mit ihrer Lerngruppe die vergangene Woche und legen die Lernziele für die kommende Woche fest.

Im Laufe der Veranstaltung kam eine konstruktive Diskussion über das persönliche Zeitempfinden im Schulalltag zu Stande. Ein Schüler einer Grundschulklasse ist der Ansicht, dass ihm ausreichend Zeit zur Verfügung stehe. Eine Erwachsene äußerte, dass sie zu wenig Zeit habe. Einem Lehrer mangelt es ebenfalls an Zeit, jedoch finde für ihn durch die Arbeit an einer Ganztagsschule eine effektivere Zeitnutzung statt. "Nicht Kinder sollen lernen, sondern Kinder wollen lernen", meinte ein Herr. Dieser interessante Aspekt wurde durch Applaus untermauert.
Es kristallisierte sich der Aspekt heraus, dass für den Aufbau einer Ganztagsschule "ohne Druck" die Loslösung von gewachsenen Rahmenbedingungen wie festgelegten Klassenarbeiten und traditioneller Benotung unabdingbar sei. Die Ganztagsschule schaffe Möglichkeiten, um auch die Eltern besser ins Schulleben zu intigrieren, z.B. durch die Teilhabe an Freiarbeitsphasen.
Des Weiteren war die Forderung eines offeneren Umgangs mit dem Thema "Zeitnutzung" an herkömmlichen Schulen ein fester Bestandteil der Diskussion.
Außerdem gab es einen Aufruf, der die Frage in die Runde warf, wie man dieses Konzept der Ganztagsschule auf konventionelle Schule mit einer Schülerzahl von 1300 Schülern übertragen könne. Immerhin sei es schwierig, bei solchen Ramenbedingungen den Einzelnen individuell zu fördern. Eine richtige Lösung konnte nicht gefunden werden.

Nach der Veranstaltung führte Befragungen mit Teilnehmern durch. In Hinblick auf die Beweggründe am Workshop teilzunehmen zeigten die Antworten wiesen ein Spektrum von Zufall bis Interesse auf.
Ingrid Benn fande die Diskussionsrunde sehr gelungen. Ein anderer Teilnehmer erzählte, dass alles in allem sich spannend gestalte. Silke Götze war beeindruckt von der Transperenz der Veranstaltung.
Auf die Frage "Was nicht so gut war?" benötigten die Interviewpartner lange Bedenkzeit. Eine sehr amüsante Antwort kam von Frau Benn. Sie meinte, der Workshop einfach viel zu kurz sei. Frau Götze wusste sich nicht recht zu helfen und meinte, dass man als Einzelner die besprochenen Konzepte schlecht umsetzen kann.
Die Frage"Welche persönlichen Tips haben Sie für andere?" lieferte die Antworten, dass man eventuell noch mehr Material einbeziehen sollte und, dass man diese Verantaltung anderen Leuten weiter empfehlen kann.

Meine persönliche Meinung zu der Vernstaltung "Schulen lernen von Schulen - Zeitqualität" ist geprägt von Begeisterung hinsichtlich des Engagements der Referenten und Teilnehmer. Außerdem beeindruckte mich die Tatkraft, anderen die Ganztagsschule als Konzeption näher zu bringen. Im Allgemeinen war herausragend, dass Personen aus dem Publikum die Diskussionsrunde mit Fragen und eigenen Ansichten bereicherten. Alles in allem konnte ich eine konstruktive, vor allem aber aufschlussreiche, Veranstaltung berichten.


Ben Rennhack